A. Heege: Töpferöfen – Pottery kilns – Fours de potiers

Titel
Töpferöfen – Pottery kilns – Fours de potiers. Die Erforschung frühmittelalterlicher bis neuzeitlicher Töpferöfen (6.–20. Jh.) in Belgien, den Niederlanden, Deutschland, Österreich und der Schweiz


Autor(en)
Heege, Andreas
Reihe
Basler Hefte zur Archäologie 4
Erschienen
Basel 2007: Archäologie Verlag
Anzahl Seiten
435 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Urs Niffeler

Ein Desiderat der Mittelalterarchäologie sind, wie man immer wieder feststellt, Überblicks- und Grundlagenwerke. Wohl ist die Anzahl der qualitätvollen Grabungspublikationen mittlerweile stattlich. Aber gerade in der Schweiz haben sich die Institutionen mit dem grössten Ausstoss an Fachliteratur, die Kantonsarchäologien, in der Regel an enge Grenzen zu halten. Umso erfreulicher ist es, dass hier ein Thema im grossräumigen Überblick und im zeitlichen Längsschnitt angegangen wird — von einem einzelnen Autor, der bescheidenerweise nicht davon spricht, dass er das Sammeln und Auswerten der Informationen nicht etwa als bezahltes Projekt, sondern aus eigenem Effort und auf eigene Rechnung umgesetzt hat! Einzig bei der Bildaufbereitung wurde er unterstützt, dies vom Archäologischen Dienst des Kantons Bern.

Den Anstoss zum Projekt bildete das 10. Treffen des Archäologischen Arbeitskreises zur Erforschung des mittelalterlichen Handwerks (4.–6. Mai 2006). Ein wesentliches Element für den Fortgang der Arbeit war A. Heeges weitgespannten Beziehungsnetz. Dadurch konnte er Grabungsdokumentationen und Originalfotos benützen — die meisten Öfen sind bestenfalls in Vorberichten publiziert —, zum anderen gewann er 23 Autorinnen und Autoren für Beiträge. Deren Artikel, die in der Art von «case-studies» bestimmte Öfen oder Produktionsstandorte präsentieren, beanspruchen denn auch insgesamt gut 200 Seiten.

Kern des Bandes indessen sind Katalog (auf CD) und Typologie zu den 1055 erfassten Töpferöfen aus den im Untertitel genannten Ländern. Hier sind überregionale Entwicklungslinien und Trends in der Irdenware- und der Steinzeugtechnologie aufgezeigt. Dadurch werden auch regionale Spezialentwicklungen und traditionelles Beharren deutlich. Der Autor arbeitet lange und kontinuierliche Entwicklungslinien heraus und zeigt, dass durchaus unterschiedliche Ofentypen nebeneinander existierten. Die auf prähistorische Wurzeln zurückgehenden stehenden und die ab dem 8./9. Jh. neu entwickelten liegenden Töpferofentypen existierten bis mindestens ins 14. Jh. nebeneinander. Andererseits stellt A. Heege fest, dass Ofentypen, die technologisch einen ausgereiften Stand erreicht haben, über Jahrhunderte nahezu unverändert errichtet wurden. Die beschriebenen Ofentypen erweisen sich zudem als wichtige Zeugnisse des Technologietransfers, sei es durch zuwandernde Töpfer oder durch Kulturkontakte und verschiedene Formen der Adaption.

Der Band ist reich bebildert, was sich gerade für eine Leserschaft, deren Spezialisierung nicht im Bereich Töpferei liegt, als äusserst hilfreich erweist: Die Fotos und Zeichnungen machen den an sich schon anschaulich geschriebenen Text noch farbiger und verständlicher. Den Einstieg in eine vertiefte Auseinandersetzung mit Objekten und Thema erleichtert in hohem Mass die mit 40 Seiten sehr umfangreiche Bibliographie. Speziell erwähnt sei ausserdem das «Töpferofen-Glossar» (S. 423–432), in dem über 110 Begriffe erfasst, teilweise erklärt, teilweise mit ihren Synonymen versehen und durchwegs ins Englische und ins Französische übersetzt sind — eine enorme Arbeit, für die Lektüre der Literatur zu den hier nicht berücksichtigten Monumenten im englischen und französischen Sprachraum von grösstem Wert.

Zitierweise:
Urs Niffeler: Rezension zu: Andreas Heege, Töpferöfen – Pottery kilns – Fours de potiers. Die Erforschung frühmittelalterlicher bis neuzeitlicher Töpferöfen (6.–20. Jh.) in Belgien, den Niederlanden, Deutschland, Österreich und der Schweiz. Aus Anlass des 40. internationalen Hafnerei-Symposiums in Obernzell, Bayern, 2007. Basler Hefte zur Archäologie 4. Basel 2007. 435 S., zahlreiche Abb., CD. Zuerst erschienen in: Jahrbuch Archäologie Schweiz, Nr. 91, 2008, S. 254.

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Zuerst veröffentlicht in

Jahrbuch Archäologie Schweiz, Nr. 91, 2008, S. 254.

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